November 1999

Liebe Leser,

leider bin ich den ganzen November nicht dazu gekommen, an meiner Homepage zu schreiben. Ich hatte in den ersten sechs Wochen so einen Streß, bin nie vor eins ins Bett gekommen und brauchte deshalb mal ein bißchen Ruhe. Mich hat das positive Echo vieler Leser sehr gefreut und ich versuche, meinen EMail-Rückstand aufzuarbeiten. Diese Homepage dient hauptsächlich der Information meiner Familie und Freunde, was ich hier mache und erlebe, doch sind mir fremde Leser ebenso herzlich willkommen. Ich bitte aber um Verständnis, daß ich zu viele und allgemeine Fragen nicht beantworten kann. Informationen zum Wetter, Einreise und so weiter finden sich in jedem Reiseführer.

Viel Spaß beim lesen

Philipp, 30. November

Samstag, 6. November: Drink im Westin Stamford

Heute habe ich mir etwas ganz besonderes gegönnt. In Singapur steht das weltweit höchste Hotel: das Westin Stamford der Nobelkette Westin (gehört widerum zu Sheraton). Im 70. Stock befinden sich in über 200 Meter Höhe die Bar und das Restaurant "Compass Rose". Gegen elf Uhr vormittags bin ich also ins Westin Stamford gegangen, habe mich am Empfang für die Bar angemeldet und bin mit dem Lift in 35 Sekunden in den 70. Stock gerast. In einem Sessel direkt am Fenster gönnte ich mir dann einen "Tall 'n Sexy" und knabberte Nüsse. Als ich aus dem Haus ging, war der Himmel noch wolkenfrei, doch leider war es inzwischen wieder halb bedeckt. Natürlich bin ich nicht für den Drink ins Compass Rose gegangen, sondern um ein paar gute Fotos schießen zu können. Ich würde sagen, es hat sich gelohnt; auch wenn die kleinen Bilder im Internet die tolle Aussicht nur erahnen lassen. Die beste Aussicht hätte man nicht von der Bar, sondern vom Restaurant aus gehabt: Blick auf's Finanzzentrum, dahinter das Meer. Das Restaurant war mich aber zu teuer; vielleicht gehe ich da an meinem Geburtstag rein.

Nachmittags bin ich durch die Stadt gelaufen und habe Chinatown erkundet. Auf einem Hügel stieß ich auf einen aus dem Urwald aufragenden 30 Stockwerke hohen Beton-Wohnbunker, der auch als Kulisse eines Endzeit-Films wie Waterworld dienen könnte. Abends habe ich mir an einem Stand einen köstlichen Erdnuß-Pfannkuchen gekauft - er war so köstlich, daß es nicht bei dem einen blieb (ca. 15x10x2 cm, mit Erdnußpaste gefüllt).

Sonntag, 7. November: Grill-Einladung

Heute abend hat mich mein "Gastvater" (ich bin zufällig in ein Gastfamilien-Programm gekommen; allerdings hat mein Gastvater keine Familie) auf die Grilleinladung eines Kollegen mitgenommen. Vorher habe ich noch ein paar Leckereien in einer Konditorei als Mitbringsel besorgt und mußte all meine Beherrschung aufbringen, nicht schon was zu stibitzen. Mit der MRT (mass rapid transport, Schnellbahn) bin ich quer über die Insel gefahren und habe meinen Gastvater Heng Long Eng getroffen. Mit der anschließenden Busfahrt war ich eindreiviertel Stunden unterwegs und sah dann, daß ich mit einer direkten Busverbindung in 30 Minuten dort gewesen wäre. Die Einladung war sehr nett und für mich wieder ein kulinarisches Erlebnis. Die Gastgeber meinten es gut mit mir und so fand ich wieder zu meiner alten Leistung, was das Essen anbelangt.

Freitag, 12. November: Seminar im Sheraton

Heute war der erste Tag eines mehrtägigen Softwareseminars im Sheraton Hotel. Etwa 20 Siemens-Mitarbeiter aus Singapur und Malaysia waren eingeladen - und ich konnte netterweise teilnehmen. Usprünglich sollte ich nur heute kommen, aber da es mich interessierte, frage ich meinen Vorgesetzten, der sagte, ich koenne auch gerne am nächsten Tag kommen. Neben der Fortbildung/Diskussion über Prozeß- und Diagnosesoftware gab es ein köstliches Mittagessen: Vorspeisen- und Dessert-Buffet, als Hauptgericht ein ordentliches Steak. Da habe ich recht gut zugelangt, schließlich speist man nicht alle Tage in so edlem Ambiente. Nachmittags gab es zur Kaffee-Pause Brownies, so kleine gehaltvolle Schokokuchen, von welchen ich bestimmt 4 Stück verdrückte. Da es regnete, als ich um 5 Uhr heim fahren wollte, setzte ich mich noch eine Stunde in die Hotelhalle, aß Äpfel und laß Zeitung.

Samstag, 13. November: Seminar, Sentosa

Auch der zweite Tag des Seminars war interessant; für mich natürlich besonders die Mittagspause im chinesischen Restaurant und Kaffepause mit köstlichen Törtchen. Nachmittags wurden die Gaeste und ich auf einen Ausflug auf die Vergnügungsinsel Sentosa eingeladen. Wir fuhren mit mit der Tragseibahn 60m ueber dem Meer zur Insel und besuchten dort verschiedene Einrichtungen. Die Vulkan-Show war gähnend langweilig, aber das Museum und die Unterwasserwelt sind sehenswert. In einer Glasröhre geht man durch ein riesiges Aquarium, die Fische rund um einen herum. Abends gab es ein gutes Fisch- und Krabben-Essen. Als ich auf der Rückfahrt an einem Einkaufszentrum abgesetzt wurde, kaufte ich mir zum Ausklang noch zwei Schokocreme-Hörnchen.

Sonntag, 14. November: Kuchentag

Zum Frühstück 2 Stück Kuchen, dann ging ich in die Kirche. Mittags mit den Freunden gemeinsam Ente gegessen. Anschließend ging ich einkaufen, konnte heute so mancher Cremerolle nicht widerstehen und trieb zum Ausgleich abends noch Sport. Für mich ist es ja schon eine Höchstleistung, 4 km (10 Runden) in 18 Minuten zu laufen, aber für einen Marathon reicht's wohl noch nicht.

Montag, 15. November: Seminar

Heute ging ich brav ins Büro, denn ich wollte nicht fragen, ob ich schon wieder ins Sheraton kommen könne anstatt zu arbeiten. Um halb zehn klingelt das Telefon und eine Kollegin fragt mich, wieso ich denn nicht gekommen bin. Da habe ich die Beine in die Hand genommen und eilte zum Sheraton, gerade noch rechtzeitig zur vormittäglichen Kaffepause. Mittags Lachs, nachmittags Käsekuchen, ein Leben wie Gott in Frankreich.

Sonntag, 21. November: Messezentrum, Pan Pacific

Nachmittags ging ich Messezentrum auf einer Computerverkaufsmesse. Ich dachte, vielleicht gibt es ja eine Menge interessantes zu sehen, aber es war eher ein Hindernislauf zwischen all den sich auf einen stürzenden Verkäufern. Man konnte sich nichts in Ruhe ansehen, aber es gab eh nicht mehr als in einem Computerladen zu sehen. Kein Vergleich mit einer Fachmesse wie der Systems (schade, die verpasse ich dieses Jahr).

Dafür war einen Stock höher eine Tourismus-Messe, die ich anschliessend besuchte. Wieder nichts besonderes, aber es gab eine tolle Vorstellung eines Gummimenschen vom Hong Konger Zirkus.

Abends bin ich nebenan im Hotel Pan Pacific mit dem Außen-Lift in den 35. Stock gefahren und habe den Panoramablick genossen.

Samstag, 27. November: Musical in Kirche

Abends war ich in einem Musical, welches eine Theatergruppe in einer Kirche aufführte. Ein Arbeitskollege, der dort mitspielt, hatte mich eingeladen und heute war die letzte von 12 Vorstellungen. Wirklich eine absolut professionelle Darbietung vor ein paarhundert Zuschauern, mit geschulten Stimmen, perfekter Maske, Spezialeffekten (Licht, Rauch) und Videoeinblendungen auf einer Leinwand. Respekt, muß ich wirklich sagen, nicht schlecht.

Sonntag, 28. November: italienisches Buffet

Heute habe ich mir ein italienisches "all you can eat"-Buffet gegönnt und mich mal wieder so richtig satt gegessen. Im Studentenwohnheim gibt es ja immer nur so kleine Portionen. Die Pizza war zwar nicht original italienisch, eher dick amerikanisch, aber gut.

Psion 5 ersteigert

Ich weiß nicht mehr genau, an welchem Tag es geschah (diesen Absatz hier habe ich sehr viel später eingefügt), aber im November ist es mir der große Coup gelungen: ich habe beim Internet-Auktionshaus eBay einen Minicomputer Psion 5 ersteigert - und zwar in Los Angeles für 197,50 US-Dollar. Per Email habe ich mit dem Verkäfer Kontakt aufgenommen, das Geld per Homebanking von Deutschland aus nach Amerika überwiesen und den Psion 5 von LA aus nach Singapur geschickt bekommen. Mann, war das spannend, ob alles klappt, aber nun bin ich stolzer Besitzer eines Psion-5 Rechners.


Philipp von Bassewitz, Januar 2000