Februar 2000

Freitag, 4. Februar: Chinesisches Neujahr

Heute abend ist "New Year's Eve", also hineinfeiern ins neue Jahr, und dazu bin ich nach Chinatown gefahren. Viele kleine Buden mit Süßigkeiten, kleinen Geschenken, CDs und so weiter, dazu überall laute Musik. Es scheint sich hier halb Singapur zu drängeln, sodaß ich irgendwann ins McDonalds geflohen bin. Am chinesischem Neujahr besuchen alle ihre Verwandten, daher sind alle Geschäfte seit heute bis einschließlich Montag geschlossen; dieses Fest ist das wichtigste Familienfest für die Chinesen.

Sonntag, 6. Februar: Gong Xi Fa Cai

"Viel Wohlstand" wünscht man sich zum chinesischen Neujahr, welches morgen beginnt. Ich war bei der Familie Sng eingeladen zu einer herrlichen Neujahrsfeier.

Samstag, 12. Februar: Essen im East Coast Park

Mit Johnny, Familie Sng und deren Freunden im "Europa Sailing Club" am East Coast Park "Ho Lei" gefeiert und am Buffet satt gegessen. Dazu den deutschen Ruf der Biertrinker-Nation verteidigt.

Montag, 14. Februar: Nacht durchgearbeitet

Nacht auf heute durchgemacht. Bücher eingebunden, Computerkram erledigt, E-Briefe geschrieben. Morgens nach Chinatown gefahren, um im Army-Shop Ausrüstung für den Borneo-Trip zu kaufen.


9 Tage Borneo

In der Mitte des Semesters, vom 20. bis 26. Februar, haben wir Ferien und wie die meisten Austauschstudenten habe ich eine tolle Reise geplant, auf die ich mich schon seit Monaten freue. Ich werde zusammen mit dem Gavin, einem neben mir wohnenden Amerikaner, eine Woche auf der legendären Urwaldinsel Borneo verbringen. Bewaffnet mit Rucksack und Wanderschuhen wollen wir den höchsten Berg der Region, den 4000 m hohen Mount Kinabalu bezwingen und uns dann in tagelangen Märschen durch den Urwald schlagen. Die endgültige Route ist noch nicht geplant und steht jeweils nur von Tag zu Tag fest.

Freitag, 18. Februar: die Anreise

Das war ein streßiger Tag: vormittags habe ich wie wild gelernt, mittags hatte ich Projektgruppen-Treffen, natürlich keine Zeit für ein Mittagessen. Nachmittags Hausaufgaben im Grafiklabor gemacht, danach habe ich mir in größter Eile eine Hose zum wandern gekauft (lang, gegen Mücken, weit, beige, mit vielen Taschen). Nachhause gefahren und den Rucksack gepackt. Als ich schon zum Bus unterwegs war, fiel mir ein, daß ich mein Mückenspray vergessen hatte, also wieder zurück und eingesteckt. Ich nehme keine Malariaprophylaxe und muß mich daher gut gegen Mückenstiche schützen, schließlich werde ich tagelang im Dschungel umher wandern.

Dann kam der Horror: mein Flug ging um 21.30 von Johor Bahru und ich war eh schon spät dran. Ich mußte mit zwei Bussen quer durch Singapur fahren, doch das dauerte bei dem Verkehr doppelt so lange als ich dachte. Ich bin nach der singapurianischen Grenze über die Brücke gelaufen (Bild: Grenze in Singapur von Johor Bahru aus) und war um 20 vor neun in Johor Bahru. Der Flughafen ist über 30 km entfernt, also hatte ich keine Wahl und mußte ein Taxi nehmen. Der Fahrer erkannte die Dringlichkeit und fuhr wie der rasende Gibbon im brennenden Busch, sodaß ich um 21.20 am Flughafen und um 21.25 im Flugzeug war. Fünf Minuten später war Abflug und ich heilfroh, es gerade noch geschafft zu haben. Der Gavin ist schon morgens geflogen, da er heute nicht in der Uni sein mußte, und wollte mir per Email mitteilen, in welcher Unterkunft er nachts zu finden sei. Seltsamerweise ist das Mail nicht angekommen, obwohl er es abschickte, und so dachte ich, wir würden uns hoffentlich morgen auf dem Weg zum Berg treffen. Ich kam um kurz vor zwölf in Kota Kinabalu, der Hauptstadt Sabahs (östliches Bundesland Malaysias auf Borneo) an und teilte mir mit anderen "Backpackern" (Rucksacktouristen) ein Taxi in die Innenstadt. Ich betrat ein billiges Hotel, und wer kommt mir entgegen? Der Gavin. Fortuna schien es gut mit uns zu meinen und so blickten wir unseren Abenteuern frohen Mutes entgegen.

Samstag, 19. Februar: Mount Kinabalu

Von 9 bis 11 Uhr fuhren wir mit einem vollgepackten Minibus 2 Stunden durch bergiges Dschungelgebiet, bis wir am Nationalpark Kinabalu ankamen. Bei der Anmeldung mußten wir eine Gebühr von 50 Ringit (25 DM) zahlen und hätten eigentlich auch noch einen Führer für 100 Ringit nehmen müssen. Da wir vergleichsweise spät dran waren (die meisten Touristen reisen abends an und starten in der Früh), war kein Führer mehr da und wir hätten einen Tag warten müssen. Durch Redekunst konnten wir uns wenigstens dem Führer-Zwang entwinden und um 12 Uhr starten wir auf 1866 m Höhe. Dort war es zwar nicht mehr so heiß wie auf Meereshöhe, aber bei 25 Grad Celsius und 100% Luftfeuchtigkeit stand mir schnell der Schweiß auf der Stirn. Mit zunehmender Höhe kamen wir durch verschiedene Waldtypen, die zu beschreiben mir aufgrund mangelnder Sachkenntnis leider schwer fällt. Wir hatten zwar einen flotten Schritt und überholten nach einer Weile auch einige früher gestartete Touristen, aber für ein gutes Foto nahm ich mir dann immer etwas Zeit. Das hieß im Ernstfall (z.B. Erspähen einer fleischfressenden Pflanze im Unterholz): Rucksack abnehmen, Fototasche rausholen, Nahlinse auf Fotoapparat schrauben, Blitz anschließen, Pflanze etwas freilegen, Foto machen, alles wieder auseinander nehmen und sicher verstauen und nach 10 Minuten weitergehen. Die Bergwanderung war zwar nicht so anspruchsvoll wie in den Alpen in dieser Höhe (Schnee und Eis, schmale Pfade an Felskanten entlang), doch anstrengend war es trotzdem. So gegen 18 Uhr erreichten wir unsere Berghütte in 3314 m Höhe: ein kleines Wellblechhäus'chen mit einem Zimmer, drei Stockbetten und einer kleinen Küche. 10 Minuten weiter unten gab es auch eine große bewirtschaftete Hütte, aber so war die Tour natürlich uriger - und billiger, bzw. nicht so teuer. Abends kam ein eisiger Wind auf und nach dem Abendessen (Nudeln im Fertigpack) ging ich mit langer Hose, zwei Schlafsäcken (gab es in dort) und einem um den Kopf gewickeltem Handtuch ins Bett. Nicht, daß die Temperaturen einem echten Wintercamper Furcht einflößen könnten, aber wenn man nur noch diese schwüle Hitze gewöhnt ist, fröstelt man in den Bergen eben doch leichter.

An meinem ersten Tag auf Borneo habe ich schon eine Menge erlebt: das erste mal bin ich (außer im Flugzeug) auf so einer Höhe; ich habe das erste mal eine fleischfressende Pflanze in der Wildnis gesehen und auch zum ersten mal sank ich in 3300m Höhe in den Schlaf des Gerechten.

Sonntag, 20. Februar: der Gipfel

Um 3.45 Uhr sind wir aufgestanden und um 4.30 Uhr starteten wir bei Vollmond Richtung Gipfel. Es war eine tolle klare Nacht, und obwohl es wirklich kalt war, mußte man sich zeitweise gegen den eisigen Wind schützen. Anfangs hatte ich ein Handtuch über dem Kopf und darüber die Regenkapuze, aber nach einer Weile wurde mir so warm, daß ich teilweise nur ein Hemd anhatte. Unsere kleine Gruppe von vier Personen löste sich bald auf da jeder sein eigenes Tempo hatte und es vollkommen ungefährlich war. Es ging anfangs im Büschelwald, später auf dem blanken Granitfels stetig bergauf. All die anderen Bergsteiger aus den anderen Hütten waren schon mindestens eine Stunde früher gestartet, um den Sonnenaufgang vom Gipfel aus nicht zu verpassen, aber da wir uns unseren schnellen Schrittes bewußt waren, wollten wir nicht zu früh losgehen, um nicht auf dem Gipfel auf die Sonne wartend zu erfrieren.

Ab halb sechs überholte ich dann laufend andere Gruppen und in einer rekordverdächtigen Zeit von eindreiviertel Stunden bin ich die 800 Höhenmeter auf den Gipfel hinauf gestiegen. Um 6.15 Uhr war es soweit: fünf Minuten vor dem sich am Horizont schon längst ankündigenden Sonnenaufgang erreichte ich auf 4100 Metern Höhe den höchsten Punkt Süd-Ost-Asiens. Mit der Fotokamera bewaffnet schoß ich ein Bild nach dem anderen, bis mir die Finger im eiskalten Wind fast abfroren. Auch den anderen Bergsteigern wurde es schnell kalt und einer nach dem anderen trat den Rückweg an. Wir warteten, bis alle weg waren und machten noch ein paar einsame Gipfelfotos, bis auch wir uns an den Abstieg machten. Um 9 Uhr morgens waren wir zurück an der Hütte auf 3300m und packten unser Gepäck. Von 11 bis 13.30 Uhr stiegen wir zügig hinab zur Talstation und saßen kurze Zeit später wieder im Minibus (wie VW-Bus) nach Kota Kinabalu, wo wir um 15.30 Uhr ankamen. Entgegen unseren Hoffnungen bekamen wir keinen Anschluß mehr zu unserer nächsten Reisestation und so ruhten wir uns abends einfach aus.

Montag, 21. Februar: die Enttäuschung

Nachdem wir nun den Mount Kinabalu bezwungen hatten, wollten wir (Gavin und ich) uns an das nächste Abenteuer wagen: tagelanges Dschungelwandern im Gulu Munung Nationalpark war geplant. Den erreicht man (fast) nur mit dem Flugzeug von Miri oder von Limbang aus. Limbang liegt zwischen den beiden Hälften des kleinen Erdölstaates Brunei und ist auf dem Landweg nur umständlich zu erreichen (Bus, Taxi, Visum, Bus). Es geht billiger und schneller mit der Fähre, also fuhren wir von 8 bis 11 Uhr auf die Insel Pulau Labuan, wo ich mich mit günstigen Malaria-Notfall-Medikamenten eindeckte. Von 12.30 bis 14 Uhr ging es dann mit dem Tragflügelboot nach Limbang und wir suchten ein Reisebüro auf. Doch welche Enttäuschung: seit letztem Jahr gibt es keine Flüge mehr von Limbang nach Mulu, und an diesem Tag war auch nichts mehr nach Miri frei. Ebenso waren keine Anschlußflüge Miri-Mulu verfügbar in den folgenden Tagen. Wir buchten also für den nächsten Morgen einen Flug nach Miri und suchten uns ein billiges Hotel, bevor wir den Rest des Tages im Einkaufszentrum und beim Billard spielen verbrachten.

Dienstag, 22. Februar: Gulu Munung Nationalpark

Von 8.15 bis 8.45 Uhr flogen wir in einer Propellermaschine (19 enge Sitze) von Limbang nach Miri und fragten dort am Schalter nach Anschlußflügen. Heute war das Glück auf unserer Seite und wir bekamen einen Flug von 10.50 bis 11.30 in den Nationalpark Mulu Gunung. Außerdem änderten wir kurzfristig unsere Reisepläne und wollten nach dem Urwald nicht wieder nach Kota Kinabalu, sondern nach Kuching, der Hauptstadt Sarawaks (Bundesland von Malaysia). Wir buchten also Mulu - Miri und Miri - Kuching für Samstag und Kuching - Johor Bahru für Sonntag.

Mittags kamen wir im Nationalpark an und bekamen entgegen den düsteren Prognosen des Reiseführers ("unbedingt lange vorher buchen") problemlos ein Bett im Schlaflager. Nachmittags wanderten wir auf einem gut präparierten Weg (kilometerlange Holzbrücke) durch den Dschungel zu einer der dortigen Attraktionen: der Deer Cave, einer riesigen Höhle, in der Millionen von Fledermäusen wohnen. Der beißende Salmiak-Gestank in der Höhle war stellenweise kaum auszuhalten. Aber interessant war es natürlich.

Im Mulu Gunung Nationalpark auf Borneo befindet sich mit 100 km verbundenen Höhlen das längste Höhlensystem der Welt, ebenso ist die erst vor ein paar Jahren entdeckte Sawarak-Kammer die weltweit größte. Doch nicht nur professionelle Höhlen-Expeditions-Teams kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch der normale Urlauber dank der vier präparierten (beleuchtet, befestigter Weg) Schau-Höhlen:

So besuchten wir also erst die Deer Cave und anschließend die Lang's Cave. Mit Blitz und Stativ ausgerüstet konzentrierte ich mich aufs Fotografieren, als plötzlich ohne jegliche Warnung das Licht um 17 Uhr ausging. In der Eile hatte ich die Taschenlampe im Lager vergessen (die Fotoausrüstung war wichtiger). Ich war auch der letzte in der Höhle und auf mein Rufen reagierte niemand. Im Stockdunkeln packte ich die Kamera ein und tastete mich dann Schritt für Schritt Richtung Ausgang. Das war unheimlich, kann ich nur sagen. Zum Glück kam nach ein paar Minuten der Gavin mit Taschenlampe und holte mich raus.

Um 18 Uhr setzten wir uns auf die Aussichtsplattform vor der Deer Cave und warteten auf ein einmaliges Naturschauspiel. Um halb sieben war es dann soweit: Millionen von Fledermäusen flogen in nicht enden wollenden langen Spiralen aus der Höhle. Nicht in einem Pulk, sondern in paarhundert Meter langen, ein paar Meter breiten Bahnen, die wie sich drehende Spiralen aussahen.

Mittwoch, 23. Februar: tief im Dschungel

Neben den Höhlen gibt es im Mulu Gunung Nationalpark eine weitere natürliche Attraktion: die sogenannten "Pinnacles", spitze aus dem Urwald aufragende Kalksteinformationen, die tief im Urwald nur nach einer harten Dschungeltour zu erreichen sind. Die Tour dauert laut Reiseführer drei Tage, oder zwei, wenn man jeweils früh startet und einen flotten Schritt hat. Da man ein Boot (350 RM = 180 DM) und einen Führer (den man nie zu Gesicht bekommt, 60 DM) mieten muß, ist die Tour nicht ganz billig und wir waren froh, uns einer anderen Gruppe (vier Malaysier in unserem Alter) anschließen zu können.

Zuerst ging es mit dem schmalen langen Boot eine Stunde Flußaufwärts zur Wind Cave. In dieser tollen riesigen Tropfsteinhöhle habe ich wirklich gute Bilder gemacht. Von dort aus ist es ein kurzer Fußmarsch zur Clearwater Cave, durch die ein unterirdischer Fluß fließt. Anschließend waren wir im Fluß tief im Urwald baden, bevor es mit dem Boot von 13 bis 14 Uhr weiter ging den Fluß hinauf. Stellenweise mußten wir alle aus dem Boot springen und es durch die starke Strömung schieben, sodaß wir bis zum Bauch vollkommen durchnäßt waren. Irgendwo am Flußufer wurden wir abgesetzt und vereinbarten mit dem Bootsmann, am nächsten Tag um 17 Uhr wieder abgeholt zu werden.

Nun ging es drei Stunden lang am Fluß entlang durch den Dschungel. Gleich am Anfang mußten wir einen Bach durchqueren und ich dachte, man hört ja immer, wie all die Abenteurer mit ihren Stiefeln durchs Wasser gehen, das probiere ich jetzt auch mal. Anstatt ewig die Schuhe aus- und wieder anzuziehen für ein paar Schritte, wollte ich schnell durchlaufen und hoffte, daß das Wasser nicht so schnell in die Schuhe kommt. Aber leider hatte ich mich da ziemlich getäuscht, denn nach dem Bach mußte ich erstmal die Schuhe ausleeren und die Socken auswringen. Den Rest des Tages ging ich in vollkommen nassen Schuhen; ein Komfort, den ich mit dieser Warnung anderen Abenteurern gerne ersparen will.

Der Weg war leicht zu finden und stellenweise verwandelte er sich in einen Matschpfad. Anfangs wollte ich die Schuhe ja noch einigermaßen sauber halten, aber nachdem ich einmal bis zum Knöchel im Schlamm steckte (ich dachte, die Schlammpfütze sei "fester" und nicht so tief), war alles egal. Den einzigen Blutegel, der mich befallen hat, habe ich sofort entdeckt und entfernt (Gefahr erkannt - Gefahr gebannt) und Mücken kamen dank Insektenspray eh nicht an mich ran. Um 17 Uhr kamen wir am Camp 5 an. Nach einem Bad im Fluß kochten wir auf einem Holzfeuer unsere Fertignudeln und gingen schon um 21 Uhr ins Bett.

Donnerstag, 24. Februar: die "Pinnacles"

Von 8 bis 10.15 Uhr stiegen wir hinauf zu den Pinnacles. Eine harte Tour in unendlicher Schwüle, bei der ich gut 2 Liter verschwitzte. Einmal querte eine Affenhorde in den Wipfeln unseren Weg, ansonsten sah ich mit geschärften Blick einige Tausendfüßler und eine fleischfressende Pflanze. Das hört sich gefährlicher an als es war, denn sie schien schon satt zu sein und so beäugte sie mich nur kritisch. Auf der letzten halben Stunde wurde es eine richtige Kletterei über spitze Kalksteine und Aluminium-Leitern. Doch der Ausblick war alle Mühen wert: vom Gipfel aus sahen wir die bis zu 40 Meter hohen, aus dem Urwald aufragenden messerscharfen Kalksteine. Nach einer anständigen Gipfel-Pause (mit Wasser und Keksen, mehr gab's leider nicht) stiegen wir von 11 bis 13.30 Uhr wieder ab. Der steile Abstieg war beim einsetzenden Regen und den glatten scharfkantigen Steinen nicht immer angenehm, aber das erwartet ein echter Abenteurer im Dschungel auch nicht. Bis 15 Uhr machten wir am Camp 5 dann nochmal Pause, badeten im Fluß und trockneten unsere Kleidung in der Sonne, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten. Um halb sechs waren wir am vereinbarten Treffpunkt, wo uns der Bootsmann bald abholte. Bei prasselndem Regen ging's dann im Langboot zurück zum Zentrum des Parks.

Freitag, 25. Februar: Kuching

Da wir vor drei Tagen noch nicht wußten, wie lange wir für die Haupt-Attraktionen im Nationalpark brauchen würden, hatten wir den Rückflug erst für Samstag gebucht. Da wir uns gut rangehalten haben, waren wir nun schon fertig und wollten die Zeit besser nutzen als faul in der Sonne liegen. Wir fuhren morgens gleich zum kleinen Flughafen und konnten zum Glück unsere Tickets umbuchen, sodaß wir auf den letzten freien Sitzen um 10 Uhr in einer der uns schon vertrauten kleinen Propellermaschinen (ich nahm immer den gleichen Platz - vorne rechts am Fenster) zurück nach Miri flogen. Auch dort war uns Fortuna hold und zwei Stunden später saßen wir im Flugzeug nach Kuching.

Nachdem wir unser Quartier gesucht hatten, zogen wir durch die Stadt und kauften Souvenirs. Auch konnte ich den Erdnußpfannkuchen nicht widerstehen: für sage und schreibe einen Ringit (50 Pfennig) gab es einen ganzen Pfannkuchen; in Singapur bekommt man für ca. 80 Pfennig nur ein Viertel. Der einzig sichere Platz zum Transport dieser Pfannkuchen war mein Magen, also verstaute ich dort in den folgenden Tagen soviel es ging. Abends waren wir im "Cafe Lite" köstlich essen und bestellten uns einen Fruchtdrink nach dem anderen.

Samstag, 26. Februar: Kampung Benuk

Vormittags haben wir uns Kampung Bekunk, ein Dorf 2 Bus-Stunden von Kuching, angeschaut. Dort steht noch ein traditionelles Langhaus; ein ca. 50m langes Holzhaus auf Stelzen. Früher waren alle Dörfer so gebaut und natürlich gibt es regionale Unterschiede in der Architektur. Leider wurde hier schon teilweise das Holzdach durch Wellblech ersetzt. Die Bevölkerung war sehr freundlich zu uns Gästen und wir wurden vom Chef des Langhauses sogar zum Übernachten eingeladen, was wir aber dankend ablehnen mußten. Dafür haben wir kleine Gastgeschenke mitgebracht und durften alles fotografieren.

Nachmittags waren wir im Polizeimuseum und im Sarawak-Museum. Letzteres war besonders sehenswert; es beinhaltet ein "Heimatmuseum" über die Kultur und Architektur der Einheimischen sowie ausgestopfte Tiere und riesige Muscheln. Abends waren wir Essen und haben es uns so richtig gut gehen lassen bei Fisch und Scampi. Der Urlaub war eh so teuer, da wollten wir am letzten Abend nicht sparen und haben, ohne mitzurechnen, alles bis auf 3 Ringit verbraucht. Das reichte am nächsten Tag gerade noch für den Bus zum Flughafen.

Sonntag, 27. Februar: Sonntagsmarkt

Vormittags haben wir den Sonntags-Markt besucht. Ein toller lebhafter Markt, bei dem es viel zu sehen gibt. Fische, Krebse, Muscheln, alles in großen Haufen am Boden ausgebreitet, dazu natürlich all die Früchte und dazwischen kleine Essensstände, bei denen ich wegen Geldmangel leider nicht zuschlagen konnte. Von 14 bis 16 Uhr flogen wir von Kuching zurück nach Johor Bahru, fuhren mit dem Flughafenbus zum Busbahnhof und von dort zurück nach Singapur.

- Ende Borneo -

Um halb acht waren wir schließlich zu Hause, wo ein riesiger Berg Arbeit darauf wartete, von mir abgetragen zu werden. Da gab es das Netzwerk-Projekt mit dem Report, der noch zu schreiben war. Und vor allem mußte ich möglichst schnell mein Programm für den Kurs "Parallel Programming" schreiben. Und was passiert in all dem Streß? Der Computer stürzte immer ab. Vielleicht war das Mainboard kaputt oder der Prozessor; am Speicher lag es jedenfalls nicht. Schon vor der Abreise stürzte der Computer manchmal ab, aber jetzt ließ er sich manchmal nichtmal mehr starten - jedenfalls konnte ich so keine Hausaufgaben machen. Morgen muß also ein neues Mainboard samt Prozessor gekauft werden.

Montag, 28. Februar: Besuch von Papa

Super, heute hat mich der Papa besucht. Es ist ja das erste mal seit ich hier bin, daß ich Besuch bekomme. Er ist schon seit einer Woche in Singapur, aber ich war ja verreist und so konnten wir uns erst heute treffen. Morgens habe ich ihn im Hotel "Conrad International" getroffen, dann sind wir zu mir in die Uni gefahren und haben uns hier etwas umgesehen. Nachmittags haben wir eine Bootsfahrt gemacht mit Tee und Kuchen, am Hafen vorbei und auf eine kleine Insel. Anschließend sind wir in den "Sim Lim Square" gefahren, wo ich zum Glück noch alte Ausrüstung kaufen konnte. Denn erstens wollte ich ja nicht viel ausgeben und zweitens sollte alles mit meinen bestehenden Komponenten problemlos zusammen arbeiten, d.h. vor allem konnte ich kein neues Mainboard kaufen, in welches mein alter Speicher nicht paßt. Wie dem auch sei, glücklich zog ich mit einem Mainboard und 200MHz-Prozessor für 100 S$ ab. Abends sind wir ins Restaurant "Compass Rose" im 71. Stock des (weltweit höchsten) Hotels "Westin Stamford" gegangen. Aufmerksame Leser meiner Homepage wissen, daß ich mich in der dortigen Bar schon zweimal sehr wohl fühlte, und auch das Restaurant war wirklich einen Besuch wert!

In der Nacht habe ich dann noch meinen Computer zerlegt und wieder neu zusammengebaut, aber Linux (mein zweites Betriebssystem) schien damit nicht klar zu kommen. Zum Test nochmal das alte Mainboard rein, und siehe da - es lief wieder. Ich habe es also drinnen gelassen und arbeite seitdem ohne jegliche Abstürze. Ich werde den Verdacht nicht los, daß eine Eidechse schuld an den Abstürzen war, denn ich hatte einen freien Erweiterungssteckplatz am Computergehäuse nicht abgedeckt, sah (fast) jeden Abend diese Eidechse (oder kleiner Gecko oder irgendwas anderes) hinter meinem Computer rumhuschen und als ich ihn zum reparieren aufmachte, war auch überall Dreck, der zu den Abstürzen geführt haben könnte. Seit der Computer wieder rundherum verschlossen ist, läuft er stabil wie nie zuvor.

Dienstag, 29. Februar: Essen im Conrad International

Heute war ein harter Tag, den Dienstag habe ich immer am meisten Vorlesungen und Übungen, auch hatte ich nur ein paar Stunden Schlaf. Nachmittags habe ich mein Programm endlich fertig geschrieben und abends waren der Papa und ich nochmal toll chinesisch essen im Hotel Conrad International. Um zehn Uhr fuhr der Papa dann zum Flughafen und ich heim.



Philipp von Bassewitz, April 2000